Diesen interessanten Artikel zum Thema „schenken“ haben wir für Euch heute im Tagesanzeiger gefunden:
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Warum wir immer das Falsche schenken
Von Barbara Reye. Aktualisiert am 10.12.2013
Der Ring stimmt nicht, die Robe zu lang und das Parfüm daneben: Meistens greifen wir beim Geschenk daneben. Johannes Ullrich sagt, warum sich der Aufwand für die Auswahl trotzdem lohnt.
«Ein überdimensioniertes Geschenk kann den Empfänger blossstellen»: Uniprofessor Johannes Ullrich. Bild: Dominique Meienberg
Um den alljährlichen Einkaufsstress vor Weihnachten zu umgehen, sagen sich viele, dass sie sich nichts mehr schenken. Ist das eine gute Lösung?
Nein, auf keinen Fall. Geschenke sind Teil unserer Kultur und erfüllen eine wichtige Funktion in den Beziehungen zueinander. Man handelt etwas mit dem anderen aus, und zwar jedes Mal wieder neu. Zum Beispiel zwischen Eltern und Kind, dem Partner und der Partnerin, zwischen Freunden oder wem auch immer. Geschenke zeigen, dass man an den anderen gedacht hat und wie man über ihn derzeit denkt. Man setzt sich mit dieser Person und ihren Bedürfnissen intensiv auseinander und festigt damit die Beziehung.
Mit einem auffälligen Geschenk kann der Schenker sich auch selbst wunderbar in Szene setzen. Ist dies für den Beschenkten nicht zum Teil eher eine Belastung als eine Freude?
In der Tat. Zum Beispiel wenn ein Geschenk viel zu gross oder zu teuer ist. Dies kann für den Beschenkten äusserst unangenehm sein, weil er selbst nur ein viel günstigeres Geschenk gekauft hat. Mit einem einzigen Geschenk sendet man sehr viele verschiedene Botschaften. Man macht dabei auch bestimmte Aussagen über sich selbst, etwa welchen Status man hat. Dies kann den anderen in Verlegenheit bringen, weil er für sein Geschenk viel weniger ausgegeben hat.
Sollten Geschenke also in etwa gleichwertig sein, sodass es keine grosse Blamage wird?
Wichtig ist, dass es für den Beschenkten nicht demütigend oder sogar beleidigend ist. Anders herum kann es aber auch für den Schenker peinlich sein, wenn er sich mit der Grösse oder den Kosten völlig vertan hat. Ob ein solches überdimensioniertes Geschenk den Empfänger jedoch blossstellt oder nicht, hängt massgeblich vom Verhältnis zwischen ihm und dem Schenker ab. So ist es etwa selbstverständlich, dass Eltern ihrem Kind etwas Grosses schenken und sie ein selbst gemaltes Bild zurückbekommen. Mit der Zeit verändert sich dieses Ungleichgewicht. Die Geschenke der Eltern werden kleiner und die der Kinder grösser. Und das ist gut so, weil die Kinder im Lauf ihrer Entwicklung ihren Status verändern.
Ist der Akt des Schenkens stets mit dem Hintergedanken verbunden, irgendetwas zurückzubekommen?
Je besser man sich kennt, umso weniger wird eine direkte Gegenleistung erwartet. Es ist Gift für eine Beziehung, wenn man ausrechnet, wie viel ein Geschenk gekostet hat und sich dann überlegt, ob man mit dem Gegengeschenk ein Minusgeschäft gemacht hat. In erster Linie geht es ja darum, dem anderen eine Freude zu machen. Und sich selbst darüber zu freuen, wenn dies gelungen ist.
Was ist, wenn einem Kind das Geschenk der Grossmutter überhaupt nicht gefällt. Sollte es ehrlich sein oder lieber lügen?
Ich finde nicht, dass man Kinder zum Lügen animieren sollte. Es ist eine gute Gelegenheit für die Grossmutter zu lernen, dass das Spielzeug beispielsweise nicht altersgerecht ist oder der Pullover dem Kind überhaupt nicht steht. Gut ist deshalb, wenn man sich vorher informiert und das Kind im Vorfeld einen Wunschzettel schreibt.
Und was ist, wenn ein Erwachsener in dieser Zwickmühle sitzt? Sollte er Begeisterung vortäuschen, nur um den anderen nicht zu verletzen?
Menschen sind im Alltag gerne Schauspieler, und wir können auch gar nicht anders. Doch gerade wenn man versucht, möglichst natürlich zu wirken, klappt es meist nicht. Hinzu kommt, dass dem anderen langfristig nicht damit gedient ist, wenn ihm etwas vorgegaukelt wird. Eine gemässigte, wahrheitsgetreue Reaktion ist in einem solchen Fall besser, als Freude zu heucheln und weitere Fehlgeschenke zu riskieren. Ansonsten erhält man jedes Jahr ein Buch von einem Schriftsteller, den man gar nicht mag. Wie gesagt, das Schenken ist ein Prozess, bei dem man herausfindet, wie der andere im Moment gerade tickt. Das gelingt nicht immer.
Hatten Sie selbst auch schon Fehlgriffe bei der Auswahl von Weihnachtsgeschenken?
Ja, ständig. Beim Schenken kann man eigentlich nur alles falsch machen. Das geht mir nicht anders als den anderen. Denn meist fange ich viel zu spät an, mir Gedanken über ein Geschenk zu machen. Doch ich finde, dass der andere den Mut haben sollte, mir ehrlich mitzuteilen, dass es ihm nicht gefällt. Sonst lerne ich nichts dazu, und man kennt sich irgendwann nicht mehr richtig.
Ist es besser, Gutscheine zu verschenken statt eines beliebigen Verlegenheitsgeschenkes in letzter Minute?
Auch hier kommt es ganz auf die Person an, die man beschenken will. Generell können beispielsweise Kinder nicht viel mit Gutscheinen anfangen. Sie wollen etwas Konkretes, etwas sofort zum Spielen. Dennoch sind Gutscheine besser als Geld, weil sie persönlicher auf ein bestimmtes Bedürfnis eingehen können. Dies gilt auch für Erwachsene. Ausser man verschenkt einen Allzweckgutschein für Amazon, bei dem man sich vom Staubsauger bis zum Stiefel alles aussuchen kann. Das ist sehr unpersönlich und ähnlich wie ein Geldbetrag, bei dem man im Prinzip signalisiert, dass man keine Lust hat, sich Gedanken zu machen.
Was halten Sie von praktischen Geschenken für den Haushalt statt belanglosen Schnickschnacks?
Auch das kann leider ins Auge gehen und falsch verstanden werden. Zum Beispiel wenn eine Frau von ihrem Partner ein Küchengerät erhält. Sie kann es so verstehen, dass sie zu wenig tut oder es anders machen sollte. Auch Kleidungsstücke können unpassend sein. Das ist heikel. Wer etwas schenkt, sagt auch etwas über seinen eigenen Geschmack, sein individuelles Konsumverhalten oder seine persönlichen Interessen aus. Zum Beispiel, wenn jemand einem anderen eine Fairtrade-Schokolade schenkt. Damit demonstriert der Schenker dem Beschenkten seine Haltung und vermittelt mit dem Akt des Schenkens eine deutliche Botschaft, auch wenn es vielleicht unbewusst ist.
Mit einem Geschenk werden also vor allem immaterielle Werte vermittelt. Zum Beispiel Sympathie, Stolz, Status – all das kann in so einem bunt verpackten Ding drin stecken. Wird da nicht zu viel hineininterpretiert?
Das kommt ganz darauf an, was es ist, wer es schenkt und wie es übergeben wird. So kann sich der Schenker an einem solchen Anlass sehr gut inszenieren. Zum Beispiel durch das Überreichen einer besonderen Weinflasche oder Musik-CD kann er seine Kenntnisse auf dem Gebiet zum Thema machen und die Aufmerksamkeit aller auf sich lenken.
Bei grossen Familien wird Weihnachten oft zu einer Materialschlacht. Sollte man die Schenkerei nicht ab einem gewissen Ausmass einfach wieder begrenzen? Eigentlich kann sich ja in unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft fast jeder alles selbst kaufen, wenn er möchte.
Irgendwann ist es tatsächlich zu viel. Doch in einem solchen Fall kann man ja gewisse Regeln aufstellen, dass es nur eine bestimmte Anzahl an Geschenken sein darf und sie auch nicht mehr als 100 Franken kosten sollten. Das spornt die Kreativität an, sich etwas Besonderes auszudenken. Und manchmal ist es tatsächlich auch sinnvoll, sich Zeit miteinander zu schenken und etwas Gemeinsames zu unternehmen, zum Beispiel in den Zoo gehen, ins Restaurant oder ins Theater. Doch dies sollte auch als ein besonderes Geschenk deklariert werden.(Tages-Anzeiger)
Erstellt: 10.12.2013, 16:12 Uhr
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Gemeinsame besondere Erlebnisse findet man auch über den Geschenkfinder. Und wer zuerst einmal wissen möchte was den gerade so geschenkt wird schaut in den Topsellern nach.
Geschenkidee.ch wünscht Euch mehr Freude am Schenken!